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Promiskuität: Diese Anzeichen sprechen für einen Hang dazu

Eine Frau sitzt zwischen zwei Männern auf einem Sofa, die Köpfe sind nicht zu sehen. Sie trägt einen kurzen Rock und hohe Schuhe, die rechte Hand ruht auf dem Bein des rechten Mannes, ihr rechtes Bein liegt übergeschlagen über dem Bein des linken Mannes.
© Getty Images / Tero Vesalainen
Ob der eine oder der andere wohl im Bett mir ihr landet...? Promiskuität zeichnet sich durch Sex mit häufig wechselnden Partner*innen aus.

Sex mit häufig wechselnden Partner*innen: So lautet die Definition von Promiskuität. Aber wieviel ist denn häufig? Und gibt es Faktoren, die auf eine promiske Lebensführung hindeuten?

Gerne und oft Sex zu haben, ist an sich nichts Verwerfliches – ganz im Gegenteil. Anrüchig wird's, wenn die Personen, mit denen der Geschlechtsakt vollzogen wird, häufig wechseln: Das ist für viele doch allzu weit weg von den nach wie vor gängigen Moralansprüchen – und hat natürlich längst einen Namen verpasst bekommen: Promiskuität nennt man das. Aber wie ist das eigentlich: Suchen sich Menschen diese Art der Fleischeslust einfach selbst aus? Oder gibt es Faktoren, die diese Neigung begünstigen? Was die Forschung dazu sagt.

Promiskuität: Was genau hat es damit auf sich?

Es gibt ja heutzutage alle möglichen Arten von Beziehungen zwischen Menschen: Während die Monogamie, also die zwischen ausschließlich zwei Menschen, immer noch deutlich dominiert, finden immer mehr Partnerschafts-Formen Einzug in unsere heutige Welt. So gibt es etwa die konsensuelle Nicht-Monogamie – das bedeutet, dass Sexualität, möglicherweise auch Liebe, nicht ausschließlich zwischen zwei Personen bestehen, sondern andere Personen einbezogen sein können. Von Polyamorie spricht man, wenn eine Beziehung aus mehr als einem Paar besteht, nämlich drei oder gar mehr Partner*innen.

Promiskuität wiederum steht für Geschlechtsverkehr mit ständig wechselnden Partner*innen, hat also an sich nicht zwingend etwas mit Beziehung zu tun: Wer ungebunden ist, kann schließlich frei entscheiden, wann, wie oft und mit wem er oder sie ins Bett geht. Nur: Eine promiskuitive Lebensform verträgt sich in aller Regel nicht wirklich gut mit einer Beziehung – nach einer solchen sehnen sich aber die meisten. Selbst Paaren, die polyamor leben oder sehr offene Partnerschaften führen, dürften promiske Menschen entschieden zu weit gehen.

Wie viele Sexualpartner*innen haben promiske Menschen?

Ab wie vielen Sexualpartner*innen spricht man denn eigentlich von promiskuitivem Verhalten? Das ist nicht so einfach und absolut zu beantworten: Für die einen sind drei unterschiedliche Personen im Bett pro Jahr schon viel, für die anderen erst 30 und mehr.

Da ist es sinnvoll, eine Umfrage heranzuziehen – das Dating-Portal IllicitEncounters hat vor rund zwei Jahren eine durchgeführt: Rund 1.000 Männer und 1.000 Frauen wurden danach befragt, wie viele Sexualpartner*innen sie als ideal ansehen – bezogen auf den (potentiellen) Menschen an ihrer Seite. Im Schnitt waren es 13 – interessanterweise gaben das rund 52 Prozent der befragten Frauen UND Männer an.

Die Online-Partnervermittlung Elitepartner sieht allerdings eine große Diskrepanz zwischen promisk lebenden Frauen und Männern. Lisa Fischbach, Psychologin bei der Plattform, erläutert: "Viele Meinungen sind nach wie vor von der gesellschaftlichen Haltung beeinflusst, dass eine rege Sexualität bei Männern erlaubt, dagegen für Frauen überwiegend Image schädigend ist. Er wirkt mit viel sexueller Erfahrung eher als Könner oder guter Liebhaber, sie hingegen schnell als beliebig oder gierig. Das ist sicher mit ein Grund, warum sich zahlreiche Frauen bei dem Thema eher in Schweigen hüllen – ganz im Gegensatz zu untreuen Männern, die sich gerne mit ihren Erfolgen bei Frauen brüsten."

Diese Anzeichen sprechen für eine Neigung zur Promiskuität

In einer Studie von 2008 führte Professor David Schmitt mit seinem Team von der Bradley University in Peoria im US-amerikanischen Illinois eine Untersuchung mit mehr als 13.000 Teilnehmer*innen aus 46 Nationen zu ihrem sexuellem Verhalten durch. Dabei kristallisierten sich fünf Faktoren heraus, die eine Neigung zur Promiskuität begünstigen. Als Grundlage dienten die sogenannten Big Five, fünf Hauptdimensionen der menschlichen Persönlichkeit, die als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung gelten.

Und das sind sie:

  • Extrovertiertes Wesen: Menschen, die nach außen gerichtet und kontaktfreudig, offen und auch abenteuerlustig sind, sind in der Regel auch sexuell freizügiger. Achtung: Das lässt nicht den Umkehrschluss zu, dass extrovertierte Personen immer promiskuitiv sind!
  • Wenig Pflichtbewusstsein: Wer als wenig zuverlässig und eher verantwortungslos gilt, hat laut David Schmitt und seinem Team auch eher die Neigung zur Promiskuität. Denn solche Menschen handeln gerne mal unüberlegt – im Unterschied zu pflichtbewussten Personen, die verantwortlich mit sich und ihren Mitmenschen umgehen.
  • Geringe Verträglichkeit: Einfach nett im Umgang zu sein – das zeichnet verträgliche Menschen aus. Sie gehen nett und kooperativ miteinander um, wollen Konflikte vermeiden und harmonisch durchs Leben gehen. Wer diese Neigung nicht hat, wird auch weniger Skrupel haben, was ein promiskuitives Leben anderen Menschen gegenüber mit sich bringen kann.
  • Neurotisch sein: Als Neurotiker*innen werden in der Regel Menschen bezeichnet, die ein übertriebenes, als nicht "normal" angesehenes Verhalten an den Tag legen – auch, was Beziehungen angeht: extrem ängstlich, bindungsunfähig, sexuelle Störungen. Da würde promiskes Verhalten doch auch hineinpassen, würde man vielleicht denken. Tut es auch, allerdings die Frauen, Männer waren eher monogam. Und: Vor allem in Amerika traf das zu, in den anderen Ländern sehr viel weniger.
  • Offenheit neuen Dingen gegenüber: Nicht stehenzubleiben, Neues mitzunehmen, über den Tellerrand hinauszublicken – das alles kennzeichnet Personen, die unbekannten Erfahrungen erst einmal offen entgegentreten. Das allein ist aber kein Kriterium für promiskuitives Verhalten von Menschen: Vielmehr war es nur dann eins, wenn andere Faktoren der genannten Big Five noch hinzukamen. Große Offenheit war also nur in Verbindung mit anderen Kriterien relevant als unterstützendes Element von Promiskuität.

Es geht aber auch andersrum: Laut einer Online-Umfrage vor Jahren unter mehr als 3.900 Student*innen von rund 30 US-Einrichtungen, die zu ihrem Sexualverhalten und psychischen Zustand befragt wurden, hatten diejenigen, die häufig Gelegenheitssex mit Unbekannten haben, eher mit Depressionen oder Angststörungen zu kämpfen als die Personen, die nichts von Promiskuität halten. Sexualtherapeutin Gabriele Maurer-Waitschacher vom Institut für Sexualtherapie im österreichischen Klagenfurt erklärte das seinerzeit so:

"Promiskuität kann sich im Zuge einer Basiserkrankung wie einer Zwangsstörung, einer Angststörung oder einer Suchterkrankung äußern. Hier versucht man, durch häufig wechselnde Sexualpartner endgültige Befriedigung zu erlangen, die auf Dauer nicht eintritt und daher in einer Depression münden kann." Betroffene würden auch Gefühlsdefizite wie Missbrauch oder fehlende Nähe in der Kindheit auszugleichen versuchen. "Oftmals entsteht zwischen psychischer Erkrankung und promiskuitivem Verhalten eine Art gefährliche Wechselwirkung", so die Expertin.

Das heißt jetzt aber nicht, dass promiske Menschen per se kurz vor einer psychischen Erkrankung stehen oder schlimme Erfahrungen kompensieren wollen. Vielmehr finden viele schlicht nichts dabei, häufig die Sexualpartner*innen zu wechseln – und dagegen spricht auch gar nichts, solange andere dadurch nicht verletzt werden und die ausführenden Personen ihr Sexualverhalten unter Kontrolle haben. Aber – ganz ehrlich – das gilt auch für alle möglichen anderen Beziehungsformen und -bereiche.

➔ Mehr über die Studie von der Bradley University in Peoria in englischer Sprache lesen Sie hier.
➔ Hier erfahren Sie mehr über die Studie mehrerer US-Einrichtungen in englischer Sprache.

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