Keine Lust auf Sex: Was, wenn dein Partner einfach nicht mehr will?

Du willst, aber dein Partner nicht: Er hat einfach keine Lust auf Sex... Was dann? Sexualmediziner Dr. Axel-Jürg Potempa gibt Tipps, wie der Spaß im Bett zurückkommen kann.
In jeder Beziehung gibt es Zeiten, in denen die Lust auf Sex größer ist. Und es gibt Zeiten, da passiert kaum etwas im Bett – zum Beispiel, wenn eine*r von beiden viel Stress hat. Das ist ganz normal. Was aber, wenn der Partner keine Lust auf Sex hat – über eine sehr lange Zeit? BILD der FRAU hat mit Sexualmediziner und Buch-Autor Dr. med. Axel-Jürg Potempa über das Thema gesprochen.
Er will nie – und du leidest: Was hilft dann wirklich?
BILD der FRAU: Lieber Herr Potempa, was tun, wenn mein Partner nie Lust auf Sex hat?

Dr. Potempa: Es gibt immer unterschiedliche Phasen in einer Beziehung, das betrifft natürlich auch die Sexualität. Aber wenn im Laufe der Jahre der Mann gar keine Lust entwickelt, kann das eine emotionale oder körperliche Ursache haben. Er leidet unter einer Appetenzstörung, ihm fehlt dann die Anziehung zur Partnerin im sexuellen Bereich.
Warum leiden viele Männer im Laufe des Lebens unter einer Sex-Unlust?
Das hat bei den meisten Männern ganz natürliche, biologische Gründe. Es ist so, dass der Körper des Mannes ab ungefähr 40 Jahren pro Jahr ein Prozent weniger biologisch aktives Testosteron produziert. Bei ungefähr 70 Prozent der Männer tritt das auf, die meisten Männer merken die Veränderung des Hormonhaushalts zunächst auch gar nicht. Der Testosteron-Wert sinkt mit den Jahren aber stetig weiter ab.
Durch den Testosteron-Mangel werden die Männer antriebslos, haben Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen – und vor allen Dingen haben sie weniger Lust auf Sex. Bei manchen kann das sogar zu einer Osteoporose (Knochenschwund) führen. Viele Männer spüren das niedrigen Testosteron-Level erst nach zehn bis 15 Jahren. In dieser Phase empfindet der Mann die Lebensqualität als deutlich abfallend.

Zu wenig Testosteron kann Grund für Sex-Unlust sein
Ist Testosteron-Mangel eine Krankheit?
Es ist natürlich die Frage, ob man das als Krankheit oder als naturbedingt ansieht. Ich bezeichne es nicht als Krankheit, weil es ja einen Großteil der Männer betrifft und das Absinken des Testosteron-Levels eigentlich ganz normal ist. Man kann aber trotzdem etwas dagegen tun, um die Lebensqualität wieder zu steigern.
Welche Auswirkungen kann ein niedriger Testosteron-Wert auf die Partnerschaft haben?
Wenn gar kein Sex mehr stattfindet, kann das eine Beziehung natürlich enorm belasten. Der Mann hat es in dem Fall leichter. Da er keine sexuelle Lust mehr entwickelt, vermisst er den Sex auch nicht. Deshalb leidet er nicht in dem Maße wie die Frau. Viele vermissen den Geschlechtsverkehr, die körperliche Nähe und das Gefühl der Intimität, die in einer Beziehung so wichtig sind. Die Partnerin zweifelt an sich, findet sich unattraktiv und unsexy oder befürchtet sogar, dass er eine andere Frau anziehender findet. Sie glaubt zunehmend, dass sie die Schuld an der fehlenden Sexualität hat.
Eine Verbesserung des Sexlebens ist dann nur durch ein offenes Gespräch zwischen beiden Partner*innen möglich. Die Kommunikation ist der zentrale Punkt in einer funktionierenden Beziehung. Nur so kann die Person, die die Veränderung beim Mann zuerst spürt, frühzeitig eine Verschlimmerung der Situation aufhalten.
Keine Lust? Das können Männer tun
Was sollte der Mann tun, wenn er keine sexuelle Lust mehr verspürt?
Der Mann sollte alleine oder auch zusammen mit seiner Partnerin zum Arzt gehen, um sich beraten zu lassen und abzuklären, ob eine körperliche Ursache hinter der Appetenzstörung steckt. Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr passiert einfach sehr viel Neues im Körper. Während die Wechseljahre der Frau nur wenige Jahre andauern, kann die Phase des Testosteron-Abbaus beim Mann durchaus 20 Jahre und mehr in Anspruch nehmen. Diesen symptomatischen Testosteronmangel nennt man Hypogonadismus.
Die Probleme können in den meisten Fällen behandelt werden. Nach einem Gespräch mit dem Arzt werden die Hormone im Blut bestimmt. Wenn der freie, das heißt biologisch aktive, Testosteron-Wert unter der Norm ist, kann man versuchen, das fehlende Testosteron zu ersetzen. Neben Spritzen gibt es zum Beispiel ein Testosteron-Gel, das jeden Morgen auf den Bauch oder die Schulter aufgetragen werden kann. Anschließend muss man beobachten, ob sich die Symptomatik dadurch verbessert.
Viele Männer bemerken bereits nach wenigen Tagen eine Veränderung. Der Mann bekommt mehr Antrieb und zunehmend gesteigertes Selbstbewusstsein. Gleichzeitig steigt auch wieder seine sexuelle Lust. Diese Behandlung sollte bei positivem Ansprechen über mehrere Monate durchgeführt werden. Wichtig ist dabei zu wissen, dass Testosteron keinen bösartigen Tumor entstehen lässt, aber ein schon vorhandener Tumor deutlich schneller wachsen kann. Daher ist eine Krebsvorsorge im Vorfeld unabdingbar.
Wenn der Mann durch die Testosteron-Behandlung wieder mehr Elan hat, kann er seinen eigenen Testosteronspiegel durch steigende Aktivität auch selbst wieder anheben. Hier empfehle ich vor allem viel Bewegung, Sport und regelmäßigen Sex.
- Dr. Axel-Jürg Potempa arbeitet als Urologe, Androloge, Sexual-, Partnerschaftsmediziner und als Buchautor in München. Mehr Informationen über ihn findest du auf seiner Website: www.dr-potempa.jimdo.com/
Manchmal ist man sich ja auch unsicher... Lust auf Sex? Ob dein Schatz wirklich will, erkennst du DARAN
Wie ist das eigentlich mit der schönsten Nebensache der Welt: Wieviel Sex pro Woche ist normal in der Partnerschaft?
Unter den Laken kann es ja auch immer wieder zu peinlichen Situationen kommen... Lies mal, welche Sexpannen der Deutschen besonders weit verbreitet sind.