Organische Dünger im Garten verwenden
Organischer Dünger stärkt deine Pflanzen und ist doppelt gut für die Umwelt. Gartenexperte verrät, welche wirklich sinnvoll sind.
Wenn ich im Baumarkt vor dem Düngerregal stehe, dann wird es mir vor lauter Auswahl fast schwindlig. Für jede Pflanze gibt es einen eigenen Dünger und dann gibt es auch noch organischen und mineralischen Dünger. Als ich mit dem Gärtnern angefangen habe, hat mich das ziemlich überfordert. Denn der eine Dünger sorgt für großartigen Blattwuchs, für mehr Blüten und damit mehr Früchte braucht es wieder einen anderen. Doch mittlerweile weiß ich genau, was ich brauche, und stelle den meisten Dünger sogar selbst her. Ich gebe dir einen Wegweiser durch den Irrgarten der Dünger.
Was ist organischer Dünger?
Grundsätzlich müssen wir zwischen mineralischem und organischem Dünger unterscheiden. Der wichtigste Unterschied: Organischer Dünger stammt aus Pflanzen-, Küchen- oder Tierabfällen und mineralischer Dünger ist in der Regel chemisch hergestellt. Außerdem ist organischer Dünger, wenn er richtig eingesetzt wird, förderlich für das Bodenleben. Denn dieser muss erst zersetzt und somit verfügbar gemacht werden. Dadurch ernähren sich die Kleinstlebewesen und Mikroorganismen. Der Boden bleibt somit fruchtbarer und gesünder. Ein weiterer Vorteil: organischer Dünger kann selbst hergestellt werden.
Welche Sorten gibt es?
Organischen Dünger kannst du in vier Kategorien einteilen:
- Pflanzliche organische Dünger: Gründüngung (Klee, Senf, Lupinen und Co werden ausgesät, wachsen gelassen und dann in den Boden untergehackt, um den Boden zu verbessern), Pflanzenjauchen wie die bekannte Brennnesseljauche oder Dünger, der aus pflanzlichen Materialien hergestellt wird.
- Tierische organische Dünger: Stallmist wie abgelagerter Hühner- oder Wachtelmist, Schafswolle, frischer Alpakamist, Hornspäne, Knochenmehl.
- Verarbeiteter organischer Dünger: Die häufigste Art ist der Kompost, aber auch Wurmhumus aus dem Wurmkomposter oder auch Terra Preta.
- Küchenabfälle: Auch bestimmte Küchenabfälle lassen sich als Dünger verwenden.
Welcher Dünger ist für welche Pflanzen geeignet?
Gibt es einen Dünger, der für alle Pflanzen verwendbar ist? Kurz gesagt, nein! Es gibt einige Dünger, die vielseitig einsetzbar sind, aber deine Pflanzen und auch dein Gartenboden/deine Topferde hat unterschiedliche Bedürfnisse. Ein Dünger, der aber so gut wie überall hilft, ist reifer Kompost. Aber auch hier gibt es Pflanzen, die mit Kompost nicht viel anfangen können: Heidelbeeren, Orchideen, Steingartenpflanzen als Beispiel. Auch Wurmhumus, also der Dünger aus einer Wurmfarm/einem Wurmkomposter, von dem ich sehr viel halte, ist nicht für jede Pflanze geeignet. Chilis und Paprika können durch ihn deutlich schärfer werden (aber sie wachsen damit toll). Deshalb musst du darauf achten, was deine Pflanzen brauchen.
Starkzehrer und Schwachzehrer
Zuallererst müssen wir darauf achten, wie groß der "Appetit" deiner Pflanzen ist. Es gibt Starkzehrer wie Tomaten oder Kürbisse, die ordentlich Hunger haben, ihnen kannst du oft Dünger geben. Im Fall von Kürbis kannst du ihn sogar direkt auf einen Komposthaufen pflanzen.
Schwachzehrer sind, wie der Name es bereits vermuten lässt, das genaue Gegenteil. Sie sind bei zu viel Nährstoffen schnell "überfuttert", was ihnen dauerhaft schaden kann. Diese Pflanzen, zu denen unter anderem mediterrane Kräuter, Radieschen oder Feldsalat gehören, sollten, wenn überhaupt, nur selten und wenig gedüngt werden.
Nährstoffe im organischen Dünger
Pflanzen brauchen unterschiedliche Nährstoffe, um gesund zu wachsen, fehlen diese, kommt es zu Mängeln und schwachem Wachstum. In den organischen Düngern sind diese oft enthalten. Welchen du für was brauchst und die Abkürzungen, mit denen sie bei gekauften Düngern erkannt werden:
- Stickstoff (N) – wichtig für Wachstum & Blattmasse
Enthalten in: Hornspäne, gut verrotteter Stallmist, reifer Kompost, Brennnesseljauche, Gründüngung
- Phosphor (P) – für Wurzeln und Blüten
Enthalten in Kompost, gut abgelagerter Stallmist, Knochenmehl
- Kalium (K) – unterstützt Stabilität, Wasserhaushalt, Stressresistenz
Enthalten im reifen Kompost, Holzasche, Stallmist von Rind, Schaf oder Ziege
- Magnesium (Mg) – wichtig für Chlorophyll
Enthalten in Gesteinsmehlen, Kompost (in kleineren Mengen)
- Calcium (Ca) – stärkt Zellwände, Wurzelspitzen & Bodenstruktur
(Oft ist genug Ca im Boden vorhanden, aber Wasserhaushalt oder Salzkonzentration – beispielsweise durch mineralischen Dünger – stören die Aufnahme.)
Typische Quellen: Zermahlene Eierschalen, Kompost
Wenn manche Pflanzen von gewissen Nährstoffen zu viel bekommen, dann schadet es ihnen. Nehmen wir nur Stickstoff, wird dieser zu viel eingesetzt, produzieren Karotten oder auch Tomaten weniger Früchte, sondern mehr Blattwerk.
Vorteile von organischem Dünger
Um es vorwegzunehmen, die Vorteile überwiegen deutlich. Du tust damit der Umwelt auf mehrfacher Art was Gutes. Zum einen ist die Produktion deutlich nachhaltiger und zum anderen förderst du das Bodenleben in deinem Garten, was auch wieder Nahrung für Bodeninsekten bietet. Richtig gedüngt wird auch der Humusaufbau gefördert, was auch das Binden von Kohlenstoff in der Erde ermöglicht.
Nachteile von organischem Dünger
Organischer Dünger wird erst in der Erde umgesetzt und durch die Zersetzung werden die Nährstoffe verfügbar gemacht. So wirkt der Dünger etwas langfristiger und braucht ein bisschen Geduld. Für akuten Nährstoffmangel musst du also frühzeitig reagieren.
Der größere Nachteil ist tatsächlich, dass du bei Mist und Kompost stark auf die Herkunft achten musst. Im Pferdemist können beispielsweise Tierarzneimittel vorkommen. In schlechtem Kompost können Unkrautwurzeln enthalten sein oder er ist mit Schadstoffen belastet.
Kompost: Die Mutter des organischen Düngers
Deshalb ist es besser, den Kompost selbst herzustellen. Und keine Sorge, wenn du ein paar Sachen beachtest, ist es gar nicht schwer.
Warum kompostieren?
Mit einem gut gepflegten Kompost bekommst du einen wunderbaren Dünger, der fast alle Pflanzen freut. Gleichzeitig reduzierst du deinen Küchenabfall, verbesserst die Bodenstruktur und förderst die Humusbildung im Beet. Und das Beste: Du brauchst dafür nichts kaufen – nur etwas Geduld und das richtige Händchen.
Kompost anlegen: So klappt's
- Der richtige Ort: Der Kompost sollte halbschattig stehen, damit er nicht austrocknet, aber auch nicht zu feucht wird. Luft braucht er auch – also lieber kein geschlossener Plastikkasten ohne Belüftung. Und ganz wichtig: Bodenkontakt! Nur so gelangen Mikroorganismen und Regenwürmer hinein.
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Die richtige Mischung: Achte auf ein ausgewogenes Verhältnis von "Grünem" (feuchte, nährstoffreiche Abfälle wie Rasenschnitt, Gemüse) und "Braunem" (trockene, strukturreiche Stoffe wie Laub, Stroh oder Pappe). Nur Rasenschnitt? Wird matschig. Nur Laub? Verrottet ewig. Die Mischung macht's!
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Feuchtigkeit: Dein Kompost sollte feucht wie ein ausgewrungener Schwamm sein. Steck zwischendurch mal einen Stock rein – bleibt Erde dran kleben, passt’s. Ist er zu trocken: gießen. Ist er zu nass: mehr trockenes Material wie zerkleinertes Laub oder Stroh.
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Zeit lassen: Kompostieren ist kein Schnellkochtopf. Nach einigen Monaten (je nach Temperatur, Mischung und Feuchtigkeit) entsteht ein dunkler, krümeliger Kompost, der nach Waldboden riecht. Das ist Gold für deinen Garten.
Was darf auf den Kompost – und was lieber nicht?
Geeignet sind z. B.:
- Gemüse- und Obstreste (roh)
- Kaffeesatz (auch mit Filter)
- Teebeutel (unbehandelt)
- Laub (außer Walnuss, Eiche, Kastanie)
- Unkraut (ohne Samen)
- Altes Heu oder Stroh
- Federn, Eierschalen, Hundehaare
- Mist von Hühnern, Kaninchen, Wachteln – mit Einstreu
Nicht geeignet sind:
- Gekochte Speisereste
- Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Fett
- Brot, Kuchen, Backwaren (außer fermentiert, siehe unten)
- Zitrusfrüchte und exotische Obstreste (nur in Kleinstmengen und Bio)
- Grillkohle, Katzenstreu, Hunde- oder Katzenkot
- Blumen aus dem Supermarkt (oft pestizidbehandelt)
Krankes Pflanzenmaterial? Das ist ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Ich bin viel in Gärten unterwegs – bei Selbstversorger*innen, Züchter*innen, Biolog*innen. Alle machen's ein bisschen anders. Manche haben einen separaten Kompost für befallenes Pflanzenmaterial, den sie nur für Zierpflanzen nutzen. Andere schwören darauf, dass ihr Kompost heiß genug wird, um Pilze und Schädlinge abzutöten.
Ich selbst entscheide nach Bauchgefühl. Bei harmlosen Befällen (z. B. ein paar Blattläuse) kommt's auf den Haufen. Bei hartnäckigen Krankheiten wie Echter Mehltau, Verticillium, Grauschimmel oder Fäulnis landet's in der Tonne. Ebenso bei Schädlingen wie Miniermotten, Spinnmilben, Zwiebelfliegen oder Möhrenfliege.
Wenn du noch am Anfang stehst: Lass krankes Material lieber weg. Richtig heiße Kompostierung erfordert Erfahrung – und etwas Glück mit Temperatur und Mischung.
Tipps vom Gartenexperten
- Eierschalen & Kaffeesatz: liefern Kalzium, Stickstoff & Struktur – super für die Mikroben.
- Regenwürmer fördern: Sie bringen Bewegung rein. Wenn du keine im Kompost findest, kannst du Kompostwürmer aus dem Fachhandel holen.
- Kompost als Dünger: Sobald dein Kompost reif ist, kannst du ihn sieben und direkt in Beet, Pflanzloch oder Topf geben – pur oder als Teil von Pflanzerde.
Dünger aus Küchenabfällen
Kaffeesatz als Dünger
Hast du keine Möglichkeit für einen Kompost, kannst du auch manches, was in deiner Küche als Abfall anfällt, verwenden.
Da mein Morgen nie ohne Kaffee startet, fällt natürlich auch einiges an Kaffeesatz an. Diesen sammele und trockne ich. Darin stecken überraschend viele Pflanzennährstoffe: vor allem Stickstoff, aber auch Kalium und Phosphor sind in nennenswerten Mengen vorhanden. Also übliche Nährstoffe aus handelsüblichem Dünger. Allerdings ist er sauer, deshalb sollte er auch hauptsächlich für Pflanzen verwendet werden, die einen solchen Boden mögen. Bsp.:
- Hortensien
- Rhododendren
- Pfingstrosen
- Blaubeeren
- Heidelbeeren
Doch Kaffeesatz kann noch mehr: Regenwürmer lieben ihn. Wenn du Kaffeesatz ins Beet gibst, lockst du also Helfer an, die den Boden auflockern und belüften. Auf dem Kompost gegeben, hilft er auch. Dann sorgen Mikroorganismen dafür, dass die Nährstoffe besser freigesetzt werden.
Gleichzeitig soll Kaffeesatz einige Schädlinge fernhalten, z.B. Schnecken, Blattläuse oder Ameisen, was viele Gärtner beobachten. Ein echter Allrounder!
So wendest du Kaffeesatz an: Wichtig ist, den Satz niemals patschnass direkt aus dem Filter auf die Pflanze zu kippen. Frischer, feuchter Kaffeesatz schimmelt leicht auf der Erde. Besser: Sammle den Kaffeesatz, breite ihn auf einem Teller oder Zeitungspapier aus und lass ihn gut trocknen. Du kannst ihn ein paar Tage stehen lassen, bis er krümelig-trocken ist. Anschließend arbeitest du das Pulver in kleinen Mengen in die Blumenerde oder Gartenerde ein. In Töpfen genügt 1-2 Teelöffel pro Topf, im Beet eine dünne Schicht, leicht untergeharkt.
Altes Brot oder Sauerteigreste
Ich backe leidenschaftlich gerne Sauerteigbrot. Und irgendwann fragte ich mich: Was mache ich mit den ganzen Sauerteigresten? Die Antwort fand ich bei russischen Tomatenzüchterinnen. Diese schworen auf Brotdünger. Ich war neugierig – und begeistert vom Ergebnis.
Sauerteigreste als Flüssigdünger
Wenn ich mein Sauerteig-Anstellgut auffrische, bleibt immer etwas übrig. Diese Reste gebe ich direkt ins Gießwasser, rühre gut um – fertig. Vor allem Roggensauerteig enthält Mineralstoffe wie Eisen, Kalium, Zink, Magnesium und Phosphor – ein echter Nährstoffcocktail für Starkzehrer wie Tomaten und Paprika.
Der Effekt: Die Bodenorganismen vermehren sich, das Mikrobiom wird aktiver, die Pflanzen wachsen kräftiger. Ich setze es regelmäßig ein – und nutze es auch als Kompostbeschleuniger.
Brotreste als fermentierter Flüssigdünger
Wenn mal altes Brot übrig ist (getrocknet!), sammle ich es in einer Papiertüte. Sobald genug zusammen ist:
So geht’s:
- In einen Eimer geben (nicht zu klein)
- Mit Wasser auffüllen, beschweren (Stein), Deckel locker auflegen.
- 3–4 Wochen warm stehen lassen. Vorsicht: Gärung = Druck. Kein luftdichter Verschluss!
Die Flüssigkeit wird dann leicht verdünnt als Flüssigdünger genutzt (z. B. 1:5), unverdünnt zur Bodenverbesserung im Frühjahr.
Wichtig: Kalzium geht bei der Gärung verloren – ich dünge deshalb zusätzlich mit Eierschalenpulver oder Algenkalk.
Die festen Brotreste kommen danach auf den Kompost – und auch da wirken sie noch nach.