Hundetrainer André Vogt weiß es

Halti statt Hundeleine: Ist das wirklich eine gute Idee?

Schäferhund mit Halfter, einem sogenannten Halti
© Getty Images / WiindWolfPhotography
Manche Hundehalter*innen schwören auf Hundehalfter, andere würden sie nie benutzen. Wie gut sind Haltis denn nun? Das weiß unser Experte.

Neben dem klassischen Halsband und einem Geschirr für Hunde gibt es auch ein Halfter für die Tiere, kurz Halti genannt, woran die Leine befestigt wird. Ist es sinnvoll, ein solches anzuwenden? Was ein Experte dazu sagt.

Einen Hund an die Leine zu nehmen, bedeutete früher, eine solche am Halsband des Tieres festzumachen. Heute gibt es längst nicht mehr nur diese eine Methode der Leinenführung: Das Hundegeschirr löst das klassische Halsband nach und nach ab. Aus gutem Grund: Ziehen Hunde an der Leine, tut das bei einem Halsband rund um die empfindliche Hals- und Nackenregion deutlich mehr weh als bei einem Geschirr, das am Oberkörper befestigt ist. Nun gibt es aber auch Haltis. Schon mal davon gehört?

Als Haltis werden Hundekopfhalfter bezeichnet. Sie werden um das Maul des Hundes angelegt und lösen so etwas wie einen Schnauzengriff aus, wenn an der Leine gezogen wird. Ob das wirklich gut ist: Wer könnte das besser wissen als André Vogt? Er ist seit 2005 Hundetrainer, 2010 hat er seine eigene Hundeschule gegründet. Auf Sixx ist André Vogt regelmäßig in der Sendung "Der Welpentrainer" zu sehen. Mit BILD der FRAU spricht der Experte darüber, ob Haltis überhaupt Verwendung finden und worauf Hundehalter*innen unbedingt achten sollten.

Welpentrainer Andre Vogt | © sixx / Dana Thimel
Foto: sixx / Dana Thimel
André Vogt ist Hundetrainer und regelmäßig als "Der Welpentrainer" auf Sixx zu sehen.

Haltis verwenden: Ein Experte klärt, ob und wann das sinnvoll ist

BILD der FRAU: Für was ist das Hundekopfhalfter Halti gedacht?

Das Kopfhalfter für Hunde wurde ursprünglich entwickelt, um die Aufmerksamkeit des Hundes weg von einem Reiz (zum Beispiel anderer Hund) zurück auf den Menschen zu fokussieren. Dadurch bekommt der Mensch wieder mehr Kontrolle über den Hund.

Eignet es sich für alle Hunde(rassen)?

Bei Flachnasen, wie zum Beispiel französischen Bulldoggen oder dem Mops, sind Haltis schwer anzupassen. Ist kaum Nase vorhanden, rutschen sie ab und sind damit wirkungslos. Nicht jeder Hund braucht ein Halti, bei den meisten ist jedwedes Hilfsmittel unnötig. Grundsätzlich sollte man in der Hundeerziehung zunächst einmal versuchen, ohne Hilfsmittel klar zu kommen.

Arbeiten Sie mit Haltis?

Wir setzen Haltis extrem selten ein. Am ehesten noch das sogenannte Halti Harness, ein Brustgeschirr, das ebenfalls an zwei Stellen am Hund einwirkt. Das Kopfhalfter birgt, falsch eingesetzt, einige Risiken (siehe unten). Das Halti muss sehr genau eingesetzt werden. Auch kann es keine Dauerlösung sein. Es kann ein gutes Hilfsmittel sein. Aber als solches sollte es immer nur für einen kurzen Zeitraum eingesetzt werden, bis die Ursache eines Problems behoben ist.

Wer Haltis falsch anwendet, riskiert schlimme Verletzungen beim Hund

Welche Risiken bergen Haltis? Worauf sollten Hundebesitzer*innen unbedingt achten?

Falsch benutzt, ist die Verletzungsgefahr für den Hund sehr groß. Im Zweifel kann man seinem Hund mit dem Halti das Genick brechen! Läuft ein Hund ungebremst, möglicherweise auch noch an einer langen Leine in das Halti rein, verdreht er sich zumindest böse den Hals. Verletzungen der Halswirbelsäule sind die Folge. Deshalb ist es elementar wichtig, die Leine niemals nur in das Halti einzuschnallen. Es muss unbedingt eine Leine mit zwei Karabinerhaken verwendet werden, einer für das Halti, der andere für Halsband oder Geschirr.

Noch einmal: Das Halti ist letztendlich nicht dazu gedacht, den Hund besser halten zu können, sondern den Fokus des Hundes umzulenken. Man führt den Hund mit zwei Händen. Immer sollte das Halti erst nach einer gründlichen Einweisung durch einen kompetenten Trainer eingesetzt werden.

Gibt es geeignetere Mittel, Hunden die Leinenführigkeit beizubringen?

Leinenführigkeit ist ein sehr komplexes Thema. Es gibt unzählige Methoden, Hunden beizubringen, entspannt an der Leine zu laufen. Letztlich geht es aber immer um Führung und Beziehung: Bin ich als Mensch in der Lage, meinen Hund zu führen? Vertraut mein Hund mir, wird er mir folgen. Das sind die Dinge, an denen zuallererst gearbeitet werden sollte. Dann sind Hilfsmittel, welcher Art auch immer, in der Regel nicht mehr nötig.

Buchcover von: André Vogt, Typgerechtes Welpentraining | © Verlag Gräfe und Unzer
Foto: Verlag Gräfe und Unzer
Buchempfehlung: André Vogt, Typgerechtes Welpentraining

→ Mehr über die Hundeschule von André Vogt erfahren Sie hier.

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