Wer sich einen neuen Bikini zulegen will, hat es oft nicht leicht. Nicht nur, dass einem in der ganzen Stadt Frauen mit durchtrainierten, extrem schlanken und scheinbar makellosen Körpern die neueste Bademode präsentieren. Auch wer den Gang in die mit grellem Neonlicht beleuchteten Umkleidekabinen scheut und stattdessen online die schönsten Trendteile der Saison ergattern will, wird mit ähnlichen Bildern konfrontiert.
Den meisten Frauen ist zwar bewusst, dass die abgelichteten Models nicht den Körperbau einer durchschnittlichen Frau repräsentieren. Trotzdem dürfte der Prozess des Bikinikkaufs bei einigen Frauen immer noch einen bitteren Nachgeschmack von Komplexen und Selbstzweifeln hinterlassen.
H&M verzichtet auf nachträgliche Retuschen an Bikini-Models
Der schwedige Modekonzern H&M sorgt mit seiner neuen und öffentlichkeitswirksamen Aktion jetzt für frischen Wind in der Modebranche: Im hauseigenen Online-Shop werden fortan nur noch unverfälschte und unretuschierte Fotos von Bademode-Models gezeigt. Dehnungsstreifen, Dellen oder Pigmentstörungen sollen in Zukunft nicht mehr unters OP-Messer der digitalen Fotobearbeitung fallen.
Damit reagiert der schwedische Mode-Konzern auch auf die wachsende Kritik an der Vermittlung eindimensionaler Schönheitsideale. Ideale, mit denen sich ein Gros der Frauen nicht identifizieren kann, welche aber im Umkehrschluss zu Schamgefühlen und unrealistischen Erwartungen an den eigenen Körper führen können.
Zwar hat H&M keineswegs das Rad neu erfunden: Andere große Textilkonzerne wie asos oder boohoo verfolgen schon länger ähnliche Leitlinien. Dass die Aktion im Netz hohe Wellen schlägt, zeigt ebenfalls, dass solche Strategien immer noch nicht die Norm sind. Doch je mehr Konzerne folgen, desto größer die Sogwirkung.
Aktion stärkt Body Positivity Bewegung
Viele LeserInnen zeigen sich deshalb zufrieden. In einem Kommentar in der britischen "Daily Mail", die als erste über den Vorgang berichtete, heißt es:
- „Sie [die Fotos, Anm. d. Red.] nicht zu bearbeiten, hilft uns, uns nicht mit unrealistischen Körperstandards zu vergleichen und uns normal zu fühlen."
- „Ich liebe es Menschen mit sogenannten Makeln zu betrachten! Ein Dehnungsstreifen, ein Speckröllchen, eine behaarte Schulter, ein schiefer Zahn etc. Es sind diese kleinen Unterschiede, die uns einzigartig und liebenswert machen! Der aktuelle Trend, dass Körper dünn und "perfekt" sein müssen, ist so künstlich und einfach schrecklich. [...] Begrüßt eure Einzigartigkeit!
Eine andere Userin plädiert dafür, den Faden weiter zu spinnen:
- „Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn sie jetzt noch Models mit verschiedenen Körperformen und Konfektionsgrößen zeigen könnten, wäre das brilliant. [...] Es gibt nicht viele Frauen in dieser Welt die aussehen, wie Models!
Im Netz haben übrigens unzählige NutzerInnen die Frage von individueller Schönheit schon selbst in die Hand genommen: zum Beispiel auf Instagram unter dem Hashtags #bodyconfidence oder #bodypositive. Hier präsentieren NutzerInnen Ihre Körper mit all ihren Besonderheiten und individueller Schönheit. Schön, wenn jetzt auch die Großen nachziehen!
Auch Curvy Models bekommen immer mehr Aufmerksamkeit. Ein ganz bekanntes Gesicht ist Sarina Nowak. Hier erzählt sie, warum sie keine Lust mehr hatte zu hungern.Und sehen Sie hier weitere tolle Bilder, von ganz natürlichen Frauen.Plus Size: Na und? Diese Frauen zeigen, was sie haben
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