Hahn auf und ab ins Glas?

Kann man Wasser aus dem Hahn bedenkenlos trinken?

Das Bild zeigt eine Person, die ein Glas mit klarem Wasser aus einem modernen, metallischen Wasserhahn in einer Küchenspüle füllt. Das Tageslicht fällt durch ein Fenster ein und beleuchtet die Szene, was auf eine häusliche und gesunde Umgebung hinweist. Das Wasser sieht sauber aus und die Szene kommuniziert die Zugänglichkeit von sauberem Trinkwasser, was für eine gesunde Lebensweise unerlässlich ist.
© iStock/sonsam
Wasser aus dem Hahn: Bei vielen beliebt, bei manchen kritisch beäugt. Wir klären, ob Leitungswasser gesund ist.

Leitungswasser ist hierzulande das am besten kontrollierte Lebensmittel. Dennoch gibt es zahlreiche Skeptiker. Wir erklären Ihnen, wo Leitungswasser her kommt, wie es zu Verunreinigung kommen kann und ob Sie es ohne Bedenken trinken können.

Ungefähr 121 Liter Leitungswasser pro Tag verbraucht der Deutsche im eigenen Haushalt – sowohl für’s Duschen, Waschen, Haushaltsgeräte, Kochen oder auch zum Trinken. Und tatsächlich greifen um die 83 Prozent der Deutschen regelmäßig oder gelegentlich zum Wasser aus dem Hahn, um den Durst zu löschen.

Leitungswasser hat in Deutschland insgesamt ein relativ gutes Image und dennoch gibt es viele Skeptiker. Wie kommt das? Ist unser Leitungswasser nun gesund? Kann es bedenkenlos getrunken werden? Wir klären auf.

5 Anzeichen, dass du zu wenig Wasser trinkst

Wie gesund ist unser Leitungswasser?

Zuallererst: Leitungswasser gilt in Deutschland als das am besten kontrollierte Lebensmittel. Dafür sorgt die Trinkwasserverordnung, in der diverse mikrobiologische und chemische Grenzwerte vorgegeben sind und auf die das Wasser regelmäßig getestet werden muss. Darüber soll sichergestellt werden, dass es durch Genuss oder Gebrauch zu keiner Schädigung der menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger kommt, so die Trinkwasserverordnung.

Sind Werte im Wasser zu hoch, so müssen die Wasserversorger das Wasser entsprechend reinigen, klären und aufbereiten, bevor es an die Wasserwerke und von hier aus an die einzelnen Haushalte weiter geht. Die Verantwortung der Wasserversorger für die Reinheit des Leitungswassers endet, sobald das Wasser durch die Rohre innerhalb eines Hauses fließt. Ab hier ist dann der Hauseigentümer verantwortlich, der dafür sorgen muss, dass Leitungswasser frei von Blei, Kupfer und Legionellen ist.

Verunreinigtes Wasser: Wie kommt es dazu?

Um zu klären, wie es zu Verunreinigungen kommen kann, stellt sich zunächst die Frage, woher unser Leitungswasser eigentlich ursprünglich kommt: Der größte Teil kommt aus dem Grundwasser. Hinzu kommt Wasser aus Quellen, Uferfiltraten, See-, Talsperren- und Flusswasser.

Nun ist es so, dass gerade in unser Grundwasser verschiedenste Stoffe aus der Umwelt gelangen können. Dazu gehören zum Beispiel Pestizide und Düngemittel aus der Landwirtschaft, die unter anderem Nitrate enthalten. In zu großen Mengen können diese gesundheitsschädigend auf den Körper wirken. Auch Medikamentenrückstände aus dem Abwasser können in unser Wasser gelangen.

Die Wasserversorger stellen jedoch durch strenge Analysen und die Aufbereitung des Grundwassers sicher, dass die Grenzwerte für schädliche Stoffe, unter anderem der von Nitrat, nicht überschritten werden. Die dann noch enthaltenen Mengen sollen so gering sein, dass sie die Gesundheit im Allgemeinen nicht schädigen.

Wodurch es jedoch zusätzlich zu Verunreinigung des Leitungswassers kommen kann, sind alte Rohre aus Blei und Kupfer. Zwar ist dies immer seltener so, doch in teilweise oder ganz unsanierten Altbauten kann das Risiko immernoch bestehen. Sie können die Beschaffenheit Ihrer Rohre beim Vermieter erfragen. Er ist verpflichtet, alte Leitungen notfalls auszutauschen.

Enthält Leitungswasser weniger Mineralstoffe als Mineralwasser?

Wie der Name schon sagt, ist Mineralwasser reich an Mineralien, oder? Grundsätzlich ja, seit 1980 gilt jedoch keine Mindestvorgabe für den Mineralstoffgehalt in Mineralwasser mehr. In einem Test zu stillen Mineralwässern von Stiftung Warentest zeigte sich, dass einige Mineralwässer nur geringe Mengen an Mineralstoffen enthalten. Manche unterbieten sogar den durch­schnitt­lichen Mineral­stoff­gehalt der Trink­wasser­proben im Test. Tatsächlich ist der Mineralstoffgehalt in Mineralwasser abhängig von der Region. Bei Leitungswasser ist das ähnlich, doch auch das Wasser aus dem Hahn liefert Mineralstoffe. 

Darum sind Leitungswasserkritiker dennoch skeptisch

Auch wenn Leitungswasser als das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland gilt, so gibt es mehr als genug Skeptiker, die lieber zum Wasser aus der Flasche greifen. Grund hierfür sind unter anderem, dass Nitratmengen im Wasser immer mehr ansteigen. So ist Deutschland eines der EU-Länder mit der höchsten Nitrat-Belastung im Wasser und wurde 2016 bereits von der EU verklagt, aufgrund der anhaltenden Verunreinigung der deutschen Gewässer durch Nitrat. Das ist nicht nur im Allgemeinen schlecht für die Umwelt, für die Wasseraufbereitung bedeutet dies außerdem höhere Kosten, um den Nitratwert im Leitungswasser auf die entsprechende Grenze zu senken. Das könnte in der Zukunft sogar bedeuten, dass Trinkwasser teurer wird.

Hinzu kommt, dass das Leitungswasser zwar auf eine umfangreiche Anzahl an Schadstoffwerten getestet wird, doch manchen Skeptikern ist dies noch nicht umfangreich genug. So fehlen beispielsweise Grenzwerte für Medikamentenrückstände in Trinkwasser.

Fazit zum Leitungswasser in Deutschland: Grundsätzlich bedenkenlos

Zwar ist die Schadstoffmenge in Leitungswasser nicht bei null, dennoch gilt das Trinken von Wasser aus dem Hahn als bedenkenlos. Grund hierfür sind strenge Vorgaben und strikte Kontrollen bei der Aufbereitung von Leitungswasser. Die geringen Mengen an Rückständen im Leitungswasser, wie die von Nitraten, gelten als nicht bedenklich für die Gesundheit. Auch Gemüsesorten, wie Blatt- und Wurzelgemüse sowie Salate, enthalten beispielsweise Nitrate. Letztlich ist es auch eine Frage des persönlichen Geschmacks und der Vorlieben, welche Wasserart einem nun am meisten zusagt.

Wenn Sie unsicher sind, was Ihre Leitungswasserqualität und den Mineralstoffgehalt betrifft, so können Sie es testen lassen. Welche Mineralstoffe Ihr Wasser enthält, weiß der Wasser­versorger. Gewiss­heit über den Blei­gehalt kann das Gesund­heits­amt geben. Wenn Sie weiterhin unsicher sind, können Sie auch eine Privatanalyse durchführen lassen.

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