Ein Experte klärt auf

Wie liebt ER? Warum Männerherzen anders schlagen

Reifere, stehende Frau umarmt in Wohnung einen am Tisch sitzenden Mann
© iStock / bernardbodo
Für viele Frauen ist es ein absolutes Rätsel: Wie lieben Männer? Warum scheinen sie so anders in Sachen Liebe zu ticken? Ein Paarberater gibt spannende Antworten.

Sie fühlen sich schnell eingeengt, zeigen Gefühle eher durch Taten als durch Worte: Unser Experte erklärt, weshalb Männer anders ticken als Frauen. Die Ursache liegt auch in der tradionellen Familienstruktur.

Immer wieder Missverständnisse – dabei hat es der Partner doch nur gut gemeint. Das kommt in den besten Beziehungen vor. Aber wie lieben Männer? BILD der FRAU hat mit Paarberater Michael Mary ("Wie Frauen und Männer die Liebe erleben", Nordholt Verlag) über Männerherzen, häufige Missverständisse und deren Ursachen gesprochen.

Wie lieben Männer? Taten zählen mehr als Worte

BILD der FRAU: Herr Mary, woran erkenne ich, ob ein Mann mich liebt?

Michael Mary: Er tut etwas für die Partnerin oder er hält etwas Quälendes für sie aus.

Wie meinen Sie das?

Es geht weniger um Worte, eher um Taten. Liebende Männer versuchen, die Frau glücklich zu machen. Wenn ihm ihr neues Kleid nicht gefällt, würde er es nie sagen, um sie nicht zu verletzen. Er hält Vorwürfe aus und erträgt ihre Anschuldigungen, weil er sie liebt.

Ist es auch ein Liebesbeweis, wenn der Mann ihr zum Geburtstag ein Hightech-Bügeleisen schenkt?

Das ist so ein typisches Liebes-Missverständnis. Gehen wir mal davon aus, dass der Mann nicht lieblos irgendein Geschenk gekauft hat, sondern sich tatsächlich Gedanken gemacht hat. Er wollte ihr die Arbeit erleichtern und hat extra das beste Gerät gekauft und sich ausführlich informiert. Sie wünscht sich aber kein praktisches, sondern ein romantisches Geschenk. Beide sind dann hinterher enttäuscht. Bei solchen Konfliktpunkten ist es wichtig, die Gefühle offen anzusprechen.

Es gibt strukturelle Unterschiede zwischen Frauen- und Männerherzen

Männer lieben also wirklich anders als Frauen?

Ja, wir müssen das pauschalisieren, aber die Unterschiede sind vorhanden. Sie gehen auf die Familienstruktur zurück. Die erste Frau, die der Mann liebt, ist seine Mutter. Doch sie hat ihn nicht nur geliebt, sie hat ihn auch bestimmt und kontrolliert.

Welche Folgen hat das?

Unbewusst erwartet er fortan, wenn er liebt, früher oder später beengt zu werden. Sobald seine Frau fragt: "Wie war’s denn heute im Büro?", denkt er: "Oh, sie will mich ausspionieren."

Und bei Frauen ist das nicht so?

Bei ihnen ist das umgekehrt. Sie wurden durch den abwesenden Vater, der im kleinen Mädchen die Sehnsucht nach Bestätigung geweckt hat, geprägt. Für eine Frau besteht ein Zusammenhang zwischen Liebe und Mangel. Sobald eine Frau beginnt zu lieben, befürchtet sie insgeheim, vernachlässigt zu werden.

Die männliche Angst vor Nähe trifft also auf die weibliche Angst vor Vernachlässigung ...

Sie kämpft um Bindung und er kämpft um Freiheit. Je mehr sie um Nähe kämpft, je mehr will er Freiheit und umgekehrt. Wenn eine Frau mit einem Mann zusammen ist, integriert sie ihn schnell in ihre Vorstellungswelt. Ein Mann lässt sich meistens viel mehr Zeit als eine Frau, bis er sagt "Ich liebe dich"…

... und sie ist unglücklich, weil sie glaubt, dass er sie nicht liebt.

Das ist ein großes Missverständnis: Er braucht oft nur einfach mehr Zeit. Wenn Frauen das nicht wissen, lösen sie sich langsam vom Partner – während der Mann sich zeitgleich gerade enger bindet. Dann ist es meist der Mann, der aus allen Wolken fällt, wenn die Frau sich plötzlich trennt. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht das Wichtigste für ihn ist. Dabei liebt er sie, sie hat sein Verhalten nur fehlinterpretiert.

Wenn Frauen an der Liebe zweifeln

Eine typische Frauenfrage ist daher wohl auch "Liebst du mich wirklich?"

Womit sie den Mann direkt unter Druck setzt. Er wird dann nach dem Motto reagieren: "Warum wäre ich denn sonst mit dir zusammen?" Das gibt ihr aber nicht das ersehnte Gefühl. Sie sehnt sich nach Bestätigung, er fühlt sich eingeengt. Dieser Widerstreit kann zum Ende der Beziehung führen.

Wie kann das verhindert werden?

Man kann nur wenig gegen diese unbewussten Verhaltensmuster tun. Die erste Chance ist, dass man sich bewusst macht, dass Männer und Frauen in Liebesdingen anders ticken. Und dass die eigenen Deutungen nicht unbedingt richtig sind.

Und wenn die Frau in einer Beziehung nun das Gefühl hat, dass ihr Partner sie nicht mehr liebt?

Dann sollte sie es offen ansprechen. Nicht vorwurfsvoll oder fordernd, sondern einfach sagen, wie sie empfindet. Zum Beispiel: "Ich fühle mich immer weniger geliebt, ich habe den Eindruck, mit uns geht es auseinander". Meistens bedrängt sie ihn aber: "Nimm mich doch mal in den Arm, warum schenkst du mir nicht mal etwas?"

Wie sollte ein Mann dann reagieren?

Ein selbstbewusster Mann würde dann ehrlich antworten, dass sie ihn mit ihren Emotionen beengt und seine Liebe zerstört. Das Wichtigste für alle Paare: Ehrlich über Gefühle sprechen. Nur so lassen sich Liebes-Missverständnisse vermeiden.

DAS wollen Männer wirklich im Bett

Sie hören "Ich liebe dich" auch seltener, als Sie es sich gerne wünschen? Eine Studie hat herausgefunden, was die schönsten Liebesbeweise der Deutschen sind. Vielleicht setzt Ihr Partner auch eher auf diese Taten.

Offenheit und Ehrlichkeit sind die Grundpfeiler einer Beziehung. Und am Anfang hat ein Paar sich doch immer jede Menge zu erzählen: Warum sprechen so viele irgendwann kaum mehr miteinander? Dabei sind Gespräche der beste Beziehungs-Kitt. Wie Sie in Ihrer Beziehung die Sprache wiederfinden.

Zählbild
Mehr zum Thema
Inhalte durchsuchen: