RÜCKEN-RHEUMA

Morbus Bechterew – diese Alarmzeichen sollten Sie kennen

 Das Bild zeigt eine Frau, die von hinten zu sehen ist und sich mit beiden Händen an ihren unteren Rücken fasst. Es scheint, als hätte sie Schmerzen oder Beschwerden im Lendenbereich. Sie trägt ein ärmelloses, rosa Tanktop und ihre Haare sind zu einem lockeren Dutt hochgesteckt. Der Raum im Hintergrund ist schlicht und neutral gehalten, mit einem weißen Bett und Wand im Hintergrund, was den Fokus auf die Haltung und die Handlung der Frau lenkt.
© iStock/Tom Merton
Tiefsitzende Rückenschmerzen bis in den Hintern hinein? Dahinter kann die Rheumaform Morbus Bechterew stecken.

Rätselhafte Schmerzen im Po sind nur eines der Symptome von Morbus Bechterew. Bei Frauen dauert es oft Jahre, bis diese Rheumaform erkannt wird.

Wenn jemand erst 25 ist und häufig über tiefsitzende Rückenschmerzen etwa in einer Pobacke klagt, wird er oder sie kaum richtig ernst genommen. Dabei könnte es sich um die Frühzeichen von Morbus Bechterew handeln, medizinisch Spondylitis ankylosans. Übersetzt heißt das etwa versteifende Wirbelentzündung. Der genaue Grund für die Erkrankung ist noch nicht bekannt – Forscher haben jetzt aber die Mechanismen dahinter etwas genauer entschlüsseln können.

Morbus Bechterew – Rheuma, das schon junge Menschen betrifft

Morbus Bechterew ist eine chronische rheumatische Erkrankung. Besonders typisch für die Entzündungen an der Wirbelsäule: Erste Anzeichen bilden sich meist zwischen 20 und 30 Jahren, nur selten tritt Morbus Bechterew erst nach dem 40. Lebensjahr auf.

Morbus Bechterew führt nicht nur dazu, dass sich die Wirbel entzünden und massive Schmerzen entstehen, sondern dass sich infolge der Entzündung zwischen den Wirbeln Verknöcherungen bilden. Die Wirbelsäule droht dauerhaft zu versteifen. Das Risiko für Wirbelbrüche steigt – ähnlich wie bei Osteoporose. Nur frühzeitige Therapie kann dieses Fortschreiten abbremsen.

Die wichtigsten Symptome im Anfangsstadium

Darum sollten Sie auf die ersten Anzeichen von Morbus Bechterew achten. Folgende Symptome sollten Sie alarmieren und auf jeden Fall von einem Orthopäden, besser noch einem Rheumatologen abklären lassen:

  1. Gesäßschmerzen, die mal rechts und mal links auftreten. Sie strahlen in die Oberschenkel aus, zusätzlich ist die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule eingeschränkt. Diese Beschwerden bessern sich bei Bewegung und verschlimmern sich bei Ruhe. Typischerweise können die Betroffenen nicht lange sitzen oder liegen und müssen sich zwischendurch immer mal bewegen.

  2. Morgensteifigkeit, die länger als eine halbe Stunde anhält

Vor allem die Schmerzen in einer oder beiden Pobacken sind ein wichtiger Hinweis auf Morbus Bechterew. Die Ursache dafür ist eine Entzündung der Iliosakralgelenke (Kreuz-Darmbeingelenke). An dieser Stelle beginnt Morbus Bechterew in den meisten Fällen.

Auch Schauspielerin Christine Neubauer ist unheilbar erkrankt an Morbus Bechterew. Sie macht mit ihrer Geschichte auf die oft immer noch zu spät erkannte Krankheit aufmerksam.

Diagnose und Therapie bei Morbus Bechterew

Mit Magnetresonanztomographie (MRT) lässt sich Morbus Bechterew bereits im Frühstadium erkennen. Anders als mit Röntgen kann das MRT nämlich Weichteilveränderungen darstellen, die für Entzündungen typisch sind. Die körperliche Untersuchung mit einer Prüfung der Beweglichkeit und dem genauen Sitz der Schmerzen sowie Labortests gehören ebenfalls zu den Diagnoseoptionen.

Zur Morbus-Bechterew-Therapie gehören Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente sowie Gymnastik, um die Beweglichkeit zu erhalten.

In Deutschland sind rund 350.000 Menschen mit Morbus Bechterew diagnostiziert. Vermutlich sind jedoch etwa eine Million Menschen betroffen, nur bei jedem vierten wird jedoch die Diagnose gestellt. Diese Zahlen nennt die Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew

Neue Hinweise auf Ursache: Ein Protein könnte schuld sein

Als Ursache der Krankheit, für die es auch eine genetische Bereitschaft gibt, gelten möglicherweise bestimmte Bakterien, die Darm- und Harnwegsinfektionen auslösen. Sie können bei genetisch vorbelasteten Menschen zu einer Überreaktion des Immunsystems führen, die sich gegen körpereigene Strukturen wie die Wirbelkörper richtet.

Kürzlich ist es aber einem deutschen Forscherteam der Jacobs University in Bremen laut Fachjournal "PLOS one" gelungen, weitere Erkenntnisse zu erlangen. Bestimmte molekulare Mechanismen hängen demnach mit der Krankheit zusammen. Genauer ist ein bestimmtes Protein möglicherweise der Auslöser. Dieses Protein namens HLA-B27 kommt in den Zellen vieler Betroffener vor. Es soll sich laut Forschung in eine dreidimensionale Struktur falten, sobald es entstanden ist. Allerdings sei dieser Faltungsvorgang wohl sehr kompliziert und instabil – und das gefaltete Protein zerfalle sofort wieder, nachdem es in seiner speziellen Struktur angekommen ist. Damit aber geht die Funktion des Proteins verloren. Das müsse aber noch genauer untersucht werden, sagen die Forscher.

In einer Pressemeldung heißt es seitens Professor Dr. Sebastian Springer, der Teil der Forschung ist: "Natürlich können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, wie genau diese Grundlagen-Erkenntnisse später zu einer möglichen Therapie oder Heilung der Bechterew-Krankheit beitragen." Man wolle aber weiter forschen, denn diese fundamentellen Erkenntnisse seien essenziell für die Entwicklung von Therapien und Arzneien.

Bis es soweit ist, müssen Betroffene von Morbus Bechterew auf die bisherigen Therapien zurückgreifen, um zumindest die Beschwerden weitgehend einzuschränken.

Mehr zum Thema Rheuma, zu dessen Übergruppe sich Morbus Bechterew zählen kann, lesen Sie auf unserer Themenseite.

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